Pfarre Gurten
Aus der Zeit nach 1400 ist uns Pfarrer Heinrich Wankel bekannt, der noch in Kirchheim residierte. Seine Nachfolger Nikolaus Veldorfer (um 1480) und Hanns Lindner (1525 bis 1540) hatten ihren Sitz schon in Gurten. Lindner leistete auf die Pfarre Verzicht zugunsten Martin Schöpls, der ein gebürtiger Gurtner war. Er betreute die Pfarre von 1540 bis 1559. In seiner Amtszeit fand 1558/59 die allgemeine Visitation statt, bei welcher festgestellt werden sollte, wie weit sich die protestantische Lehre Martin Luthers auch auf das Innviertel ausgebreitet hatte. Dabei zeigte sich auch in der Gegend um Ried bedeutende Hinneigung zur neuen Lehre.
Hand in Hand damit ging eine Vernachlässigung der Kirchengebäude, die mit der Ablehnung der Heiligenverehrung im Protestantismus zu begründen sein dürfte und die auch in Gurten festzustellen war. "Mit dem Opfer ging es auch in Gurten schlecht zu", heißt es in diesem Visitationsbericht. Manche Geistliche waren im 16. Jahrhundert theologisch zu wenig ausgebildet und huldigten auch durch ihren Lebenswandel den neuen Glaubensvorstellungen. Manche hielten nur drei Sakramente, nämlich Taufe, Abendmahl und Buße, für wichtig und mißachteten die Ohrenbeichte. Viele tauften deutsch und spendeten die hl. Eucharistie unter beiderlei Gestalten. Nach dem 2. Vatikanum ist uns heute der Gebrauch der deutschen Sprache in der Liturgie und auch der Laienkelch bei festlichen Anlässen selbstverständlich geworden. Von der Einführung dieser Laienkommunion unter beiderlei Gestalten, die damals vielfach gefordert und auch gespendet wurde, soll Gurten nach der Chronik des Martin Kurz unberührt geblieben sein, während sie in der Rieder und Mehrnbacher Gegend sicher nachgewiesen werden kann.
Gurten hatte damals einschließlich Wippenham und Kirchheim 1800 Seelen, die Zahl der jährlichen Kommunikanten betrug 1100. In der Zeit der Glaubensspaltung, auf deren Ursachen einzugehen hier der Platz fehlt, herrschte in Bayern und damit auch im Innviertel Herzog Albrecht V. aus dem Hause Wittelsbach. 1555 wurde im deutschen Reich der "Augsburger Religionsfriede" geschlossen. Das dort vereinbarte Übereinkommen "Cuius regio, eius et religio" (Wessen das Land, dessen auch die Religion) überließ es dem Landesherrn, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen, was natürlich jeder Gewissensfreiheit Hohn sprach. Der "Augsburger Religionsfriede" war ein Kompromiß, den der katholische Habsburger Kaiser Karl V. mit den vielfach protestantisch gewordenen Adeligen schließen mußte, denn von Osten her drangen die Türken wiederholt vor. Erst 1529 waren sie vor Wien nach langer Belagerung zurückgewiesen worden. Die militärische Türkenabwehr verschlang jedoch Unsummen, zu deren Aufbringung der Kaiser den protestantischen Fürsten in Sachen Religion Zugeständnisse machen mußte. Jenseits des Hausruck, im Herzogtum ob der Enns, verbreitete sich die evangelische Lehre sehr schnell, vor allem im Adel, aber auch unter den Bauern. Sicher drang auch in unsere Heimat protestantisches Glaubensgut ein, doch Herzog Albrecht nahm die Beschlüsse des Reformkonzils von Trient an und arbeitete der Reformation mit aller Kraft entgegen.
Obwohl auch viele Priester sich zu der neuen Lehre hingezogen fühlten, wurde ein direkter Bruch mit der katholischen Kirche doch vermieden. Entschieden trat beispielsweise der lateinische Schulmeister Christoph Aichinger in Ried für das Luthertum ein, und die Schloßherrin von Katzenberg, Gräfin Elisabeth von Taufkirchen, kehrte nach langem Zögern erst 1614 zum katholischen Glauben zurück. Es liegen keine urkundlichen Beweise vor, daß auch in Gurten Gläubige der neuen Lehre zugetan waren. Auf dem Landtag zu Ingolstadt bestürmten nun Adel und Bürgerschaft den Herzog, betreffend die Einführung des Laienkelchs, die deutsche Sprache in der Liturgie und die Reform der Geistlichkeit. Doch der Herzog verweist auf den Augsburger Religionsfrieden und verkündet, daß er als katholischer Fürst nicht schuldig sei, eine andere Religion als die seine in seinem Fürstentum zu dulden. Die Pfleggerichte hatten darüber zu wachen, daß "die sektischen Lehren und Ketzereien weder bei Geistlichen noch bei Weltlichen einreissen, noch eine Änderung bei der Ausspendung der hl. Sakramente fürnehmen zu lassen, sowie sektischen Prädikanten keinen Unterschleif zu geben." Damit waren viele Gläubige unzufrieden und enthielten sich jahrelang der hl. Kommunion, wenn sie ein Pfarrherr nicht unter beiden Gestalten ausspendete. Für den Empfang des Laienkelchs hatte man silberne oder vergoldete "Röhrlein", die in der Art eines Trinkhalmes verwendet wurden.
1570 kamen wiederum die Visitationskommissäre in die Pfarre Gurten. Am 18. Oktober 1570 stellten sie an den Pfleger zu Obernberg das Begehren, es sollten sämtliche passauische Untertanen der Hofmark Neuratting, so die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen, beim Landgericht Mauerkirchen zur Visitation bestellt werden, was auch geschah. Da Neuratting zur Pfarre Gurten gehörte, muß man der Ansicht Martin Kurz', Gurten sei von der Spendung des Laienkelchs unberührt geblieben, widersprechen.
Zwischen 1570 und 1580 war aber das Innviertel wieder völlig zur katholischen Religion zurückgekehrt. Die ernsten Ermahnungen des Passauer Bischofs und seiner Visitatoren hatten ihre Wirkung zusammen mit der weltlichen Obrigkeit nicht verfehlt. Von der Stadtpfarre Ried wissen wir aus der Kirchenrechnung 1588, daß man "auf Begeren des Kirchherrn aus zwai silbernen Pixlen und drei silbernen zum Theil vergulten Rörlein, so man vor Jaren sub utraque specie zum Speisen gebraucht, zwai silberne, zum Theil vergulte Opferkändel (hat) machen lassen."
Allerdings wirkte sich die Nähe der österreichischen Grenze am Hausruck auf die Erhaltung der katholischen Religion nachteilig aus, da das Herzogtum Oberösterreich eine Hochburg des Protestantismus war.
Zur Geschichte der Pfarre seit dem Mittelalter
Portrait Martin Luther, 1526/1529, Mönch, Theologe, Reformator.
Geboren 10. November 1483 in Eisleben in Sachsen-Anhalt.
Gestorben 18. Februar 1546 daselbst.
Herzog Albrecht V. (geboren 29. Februar 1528 in München; gestorben 24. Oktober 1579 in München) war Herzog von Bayern.
Albrechts Eltern waren Herzog Wilhelm IV. und Maria Jakobäa von Baden. 1546 heiratete er Anna, eine Tochter des Kaisers Ferdinand. Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1550 dessen Nachfolger als Herzog von Bayern. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörten die bayerischen Teilherzogtümer Niederbayern und Oberbayern, die in etwa den heutigen Regierungsbezirken entsprechen.
Aus der Pfarrchronik seit 1900
Die erste Volksmission gab es in Gurten im Jahre 1891. Sie wurde von zwei Redemptoristenpatres aus Puchheim gehalten. 1894 baute man die eiserne Chorstiege und die beiden Choremporen neu. Eine größere Renovierung wurde in den Jahren 1907 bis 1910 durchgeführt. Die Kirche war sehr feucht und die Dächer einschließlich des Turmdaches schadhaft. Im Herbst 1908 wurden die Arbeiten von Baumeister Romberger, Zimmermeister Traunwieser und Spengler Herold, Ried, in Angriff genommen. Neben den Ausbesserungsarbeiten waren das Anbringen von Dachrinnen und die Ausleitung des Dachwassers aus dem Friedhof von großer Bedeutung. Bei den Reparaturarbeiten wurde an einem Balken des Dachstuhles die eingekerbte Jahreszahl 1731 aufgefunden. In diesem Jahr wurde der heutige Dachstuhl auf unsere Kirche aufgesetzt. 1910 wurde der Kreuzweg in Reliefarbeit von Müller in München angeschafft und der heutige Isidoraltar aufgestellt.
Die Verehrung des hl. Isidor geht auf eine Isidorbruderschaft zurück, die 1724 beim Gotteshaus Gurten gegründet wurde. Der hl. Isidor wurde als Patron des Bauernstandes viel verehrt. Die Mitglieder seiner Bruderschaft trafen sich übers ganze Jahr verteilt regelmäßig zu Andachten mit eigenen Gebeten und Liedern. Quatembergottesdienste und Gewinnung von Ablässen gehörten ebenso dazu, wie das Vorlesen aus der Satzung, die den Zweck der Bruderschaft so umreißt: "Das Ziel der löblichen Bruderschaft ist, nach dem Exempel des hl. Isidor dem allmächtigen Gott und der christkatholischen Kirche in Haltung der heiligen Zehn Gebote treulich dienen, christlich leben und die ewige Seligkeit erlangen."
Ab 1911 finden die Bittprozessionen nur mehr innerhalb der Pfarre statt. Bis 1910 gingen die Gurtner am Markustag um 6 Uhr früh nach Weilbach. Am ersten Bittag nach Geinberg, am zweiten nach Kirchheim und am dritten nach Wippenham. Abgeschafft wurde diese Regelung, weil es bei den anschließenden Gasthausbesuchen manchmal wohl gar zu lustig hergegangen ist. Die Wirte waren mit der Neuregelung natürlich unzufrieden.
PFARRER RUDOLF HAGER
1917 wurde Pfarrer Rudolf Hager in Gurten installiert. In seine Zeit fällt die Gründung einer Marianischen Kongregation, deren Präfektin Theresia Strobl vom Spreizergut in Freiling wurde. 1918 wurden neue Beichtstühle im gotischen Stil eingebaut, die bis heute ihren Dienst versehen. 1918 feiert Eberhard Leopold Weinberger, Edt, seine Primiz. Zu Weihnachten 1920 hatten die Kinder, aber auch viele Erwachsene, große Freude mit der erneuerten Weihnachtskrippe. Der Restaurator Alois Firlei aus Bad Ischl, der Kirchenmaler Engelbert Daringer aus Wildenau und Tischlermeister Kremser aus Polling erneuerten Figuren und Krippenberg, dem sie einen heimatlichen Charakter verliehen.
SCHWANTHALER-ARBEITEN WIEDERENTDECKT
1921 wurde anfangs Mai in der Kirche eine Restaurierungsarbeit in Angriff genommen, die Kunstsinn, Fachwissen und Fingerspitzengefühl erforderte. Der schöne Rokokotabernakel, der in den neunziger Jahren durch einen zum Altar nicht passenden neugotischen ersetzt worden war, wurde aus seinem verborgenen Abstellplatz neben der Empore hervorgeholt und von Kirchenmaler Engelbert Daringer als Schwanthalerarbeit erkannt.
Meister Firlei erklärte sich bereit, den Tabernakel kunstgerecht zu renovieren. Nun wurde das teilweise schon schadhafte Kunstwerk "abgekratzt", wobei der Name "Ferdinand Schwanthaler, Bildhauer in Waldzell" und die Jahreszahl 1775 zum Vorschein kamen. Am 8. Juli 1921 wurde der gereinigte Tabernakel zum Bildhauer Josef Furtner nach Zell an der Pram gebracht, damit er über den Winter die schadhaften Teile ergänzen konnte. Im Mai 1922 schlug Meister Firlei für drei Monate sein Atelier im Bauböcksaal auf, denn der Hochaltar wurde renoviert, wozu die Figuren abgenommen werden mußten. Auch das SchwanthalerProzessionskreuz wurde neu gefaßt und vergoldet. Das große Fest der Altar- und Tabernakelweihe konnte am 15. August 1922 gefeiert werden. Es ist das Verdienst Engelbert Daringers, daß Gurtens Hochaltar stilrein in seiner ganzen barocken Pracht erhalten werden konnte. Zehn Bücher Blattgold wurden verwendet, die Kosten betrugen 23,177.057 Kronen, ein Beispiel für die astronomischen Zahlen im Preisgefüge der Inflationsjahre. Das Jahr 1924 brachte die Renovierung des Marienaltars.
Eine gewisse Verwilderung der Sitten zeigte sich als Folge der Kriegsjahre, die manche Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. So wurde 1919 die Beichtlehre der Burschen durch Zwischenrufer gestört, 1923 das Eichbergkreuz ausgerissen und in die Grube geworfen. Pfarrer Hager ließ es darauf nicht mehr aufstellen. Im Jänner 1923 ging ein Schneider als Kapuziner verkleidet "Rauhnachtbetteln" und benahm sich dabei anstößig und skandalös. Da die Armut nach dem Weltkrieg groß war, regte Pfarrer Hager im Herbst 1921 eine Getreidesammlung für die Armen der Pfarre an. Sie fand gutes Gehör, doch sind die gesammelten Getreidemengen nicht bekannt. Der Pfarrhof diente als Drehscheibe, hier wurde eingesammelt und verteilt.
Neun Münchner Kinder, die bei Gurtner Familien drei Monate Erholung genießen durften, nahmen tränenreichen Abschied. Beim Fronleichnamsfest 1924 wirkte die nach dem Krieg wiedererrichtete Musikkapelle wieder mit. Der vierte Altar, der früher immer bei Bauböck aufgestellt worden war, stand vor dem neuen Kriegerdenkmal. Im Mai 1924 wagte sich Pfarrer Hager über eine dringend notwendige Turmreparatur. Zimmermeister Redleitner, Polier Franz Eitzinger, vulgo "Binder-Kaspar von Neuhaus", wechselten mit ihren Helfern 9400 Stück Lärchenschindeln an der Kuppel aus. Das Turmkreuz, geschwärzt vom Blitzschlag 1903, brauchte nicht neu vergoldet zu werden. Die Urkunde von 1854 wurde dem Knauf entnommen und ergänzt. Am 17. Juni steckte der Zimmermann Josef Schneiderbauer, vulgo "Brot-Kathl-Sepp", aus Oberndorf zusammen mit Polier Eitzinger das Turmkreuz neu. Die Turmhöhe ist 47 Meter, das Gewicht des Kreuzes 90 kg, der Umfang der Zwiebel 22,40 Meter bei einem Durchmesser von 7,40 Meter. Und wieder einige astronomische Zahlen von den Kosten der Renovierung:
Turmarbeiten 69,247.900 Kronen; Friedhofserweiterung 85,000.000 Kronen. Über Eingabe von Baurat Paul von der Bezirkshauptmannschaft Ried leistete die oö. Landesregierung einen Beitrag von 80,000.000 Kronen.
Vor Allerheiligen 1925 wurden der erweiterte Friedhof und das neue Friedhofkreuz von Dechant Michael Huber aus Geinberg eingeweiht. Da der Friedhofserweiterung Differenzen mit der Gemeinde vorausgegangen waren, verzichtete man auf eine größere Feier. Zu Allerheiligen 1925 nahmen erstmals sieben Burschen an einwöchigen Exerzitien in Reichersberg teil, und im April 1926 neun Mädchen in Altötting. Im September 1926 nahm Pfarrer Hager Abschied von Gurten, da er seine neue Pfarre Münzkirchen anzutreten hatte.
Nach der Wiederentdeckung des Rokoko-Tabernakels ist der Hochaltar aus „einem Guß". Anfangs der dreißiger Jahre erhielt die Kirche ein neues Gestühl.
Turmkreuzsteckung 1924 - Dritter von links Oberlehrer Pristinger, weiter nach rechts Ökonomierat Michael Gerstberger, Pfarrer Hager, Gemeindesekretär Vinzenz Kriegisch, Bürgermeister Gurtner, Mesner Weiermann (oben), Zechpropst Glechner (unten), Zimmermann Schneiderbauer ("Brot-Kathl-Sepp"), Turmkreuzstecker und Polier Eitzinger. Rechts außen Johann Steinhögl und Baumeister Johann Romberger (mit Schurz).
PFARRER VALENTIN DIETRICH
Als neuer Pfarrer kam im Frühjahr 1927 Valentin Dietrich. 1928 schuf er durch einen Pfarrhof-umbau unter Mithilfe der Gemeinde für den Kaplan eine Wohnung innerhalb des Pfarrhofes, sodaß 1932 das alte und baufällige Kaplanstöckl, Gurten Nr. 3, abgetragen werden konnte. Es stand auf dem Platz des heutigen Gerstbergerhauses. 1932 wurde mit der Erneuerung des Kirchengestühls, das bereits sehr schadhaft war, begonnen. Eine Stufe, die in der Mitte der Kirche bestand, wurde abgetragen. Bei den Grabungsarbeiten stieß man auf Gräber mit Skelettresten und sehr viele große Steine. Einer davon war so groß und schwer, daß 14 Mann daran zu tragen hatten. Es ist durchaus naheliegend, wenn man vermutet, daß es sich bei diesen Steinen um Fundamentreste einer älteren, kleineren Kirche handeln könnte. Die neuen Kirchenstühle wurden von Tischlermeister Johann Rinner angefertigt. Die Kosten von 6449,68 Schilling wurden aus der Kirchensitzmiete gedeckt. Die Verlegung eines neuen Terrazzopflasters schloß die Arbeiten ab. Die Herbstsammlung für Arme und Arbeitslose ergab Naturalien im Wert von 1180 Schilling und 360 Schilling Bargeld.
Im Advent 1936 luden Pfarrer Dietrich und der Tischler Herbert Daxberger zu einem Krippenbastelkurs im Moarstöckl des Pfarrhofes ein. Möglichst jedes Haus sollte eine Weihnachtskrippe bekommen.
Primiz August Daxberger, 1938.
Bischof Dr. Joseph Cal. Fließer
1896 - 1960
1937 wurde die Kirche neu ausgemalt. Beim Gerüstbau arbeitete Ignaz Auer, Dorf 11, mit. 1938, am 2. Juli, feierte August Daxberger seine Primiz. 80 Goldhaubenfrauen und noch mehr Kopftuchträgerinnen gaben trotz der geänderten politischen Verhältnissse dem Primizianten das Geleite in die Kirche. Ein gutes Omen für den nachmaligen Trachtenpfarrer. Die Pfarrchronik vermerkt: "Hoher Idealismus beseelt den Neupriester, und in seiner Redensgabe zeigt sich eine gewisse Schneid'."
Die Predigt hielt Prälat Gerhoch Weiß. Bei der Feier im Gasthaus Ebetshuber erwiesen sich die Räume als viel zu klein. Die Hitze war unausstehlich. Noch heißer wurde es, als Pfarrer Königshofer, ein Onkel des Neupriesters, ziemlich frei sprach.
Einige Tage darauf feierte Pfarrer Dietrich mit 18 Kollegen seines Weihejahrganges in Gurten das Silberne Priesterjubiläum zusammen mit vier Silbernen Hochzeitspaaren.
Da es in der NS-Zeit den Lehrern untersagt wurde, Organistendienst zu leisten, mußte sich der Pfarrer um eine andere Kraft umsehen. Sr. Josepha Ebmer und Sr. Irmgardis Mayr zogen in das Haus Gurten 31 ein, wo ihnen Karl Glechner Quartier gab. Schwester Josepha war Professorin an der Lehrerbildungsanstalt der Kreuzschwestern in Linz, die inzwischen von den Nazis geschlossen worden war. Sie war eine ausgezeichnete Organistin. Der Kirchenchor arbeitete unter ihrer Leitung begeistert mit.
Am 15. November 1939 wurde das Patronat der Pfarre gekündigt. Das Bischöfliche Ordinariat teilte mit, daß durch das Kirchenbeitragsgesetz vom 25. April 1939 alle Verpflichtungen, die sich aus dem früheren Patronat des Landesfürsten ergeben haben, aufgehoben sind. Die Pfarre Gurten ist von da an eine "parochia liberae collationis Episcopi", steht also zur freien Vergabe durch den Bischof. Die Patrone hatten sich früher um die Erhaltung des Gotteshauses zu kümmern und genossen ein gewisses Mitspracherecht bei der Pfarrbesetzung. In der letzten Zeit wurden die Aufgaben des Patronats durch sogenannte Patronatskommissäre wahrgenommen. In Gurten waren dies:
1863-1913 - Adam Dipplinger, Müller in Oberndorf
1913-1931 - Michael Gerstberger, Boneder in Itzental
1931-1939 - Martin Neulentner, Stadler in Schmalzberg.
Von jetzt an mußten alle Bauauslagen für die Kirche aus den Kirchenbeiträgen bestritten werden. Zum ersten Mal kamen nun die Kirchenbeiträge zur Einhebung. Die Nationalsozialisten glaubten, mit der Einführung der "Kirchensteuer", wie sie im Volksmund heute noch heißt, die Kirche am Lebensnerv zu treffen. Die ersten Beiträge hob Pfarrer Dietrich selbst ein, indem er mit einem Mitglied des neugeschaffenen Pfarrkirchenrates von Haus zu Haus ging.
Das Jahr 1940 brachte für Gurten eine Volksmission und wiederum eine Primiz, nämlich die Michael Doblers, eines Schacherlsohnes aus der benachbarten Ortschaft Buch der Pfarre Kirchheim. Er betrachtete jedoch immer Gurten als seine Heimatpfarre. Dobler war zuerst Knecht auf dem Daringerhof. Pfarrer Dietrich half dem hochbegabten jungen Mann, ins Gymnasium einsteigen zu können, das er in nur fünf Jahren schaffte. Doblers Primizmesse war erstmals kein Hochamt, sondern eine Chormesse im Sinne der Liturgieerneuerung. Studenten bildeten die Schola, die Leute taten durch Beten und Singen mit. Äußere Feiern waren verboten.
1940 mußten im Zuge der Kriegswirtschaft Feiertage, die auf Werktage fielen, auf den nachfolgenden Sonntag verlegt werden.
1942 wurde die erste Abendmesse gefeiert.
1943 wird der systemisierte Kaplansposten in Gurten aufgehoben, da die Pfarre die vorgeschriebene Seelenzahl von 1500 nicht erreicht. Der letzte Kaplan war Alois Hochreiner, der 1940 zum Kriegsdienst einrücken mußte.
1944 wird ein neuer Herz-Jesu-Altar an Stelle des zweiten Marienaltares auf der Evangelienseite der Kirche angeschafft. Nach einem Entwurf von Eduard Lorenz führte ihn der Bildhauer Karl Maier aus Linz aus. Die Tischlerarbeiten lieferte Peter Daxberger aus Dorf. Der neue Altar fügte sich harmonisch in die Kirche ein, da er barock gestaltet ist. Neben vielen anderen Spendern gab Maria Wimplinger, Auszugsbäuerin vom Schrotshammergut in Edt, den Löwenanteil von 1400 RM. Am 25. Juni 1944 gab es in Gurten das seltene Fest einer Altarweihe. Erst in der Friedenszeit (1948) konnte der Altar mit Vergoldungen ausgestattet werden, die als Hauptspender Mathäus Spießberger, Spielbauer in Wagnerberg, ermöglichte.
Vom Dezember 1945 bis 1946 waren zwölf Wiener Neustädter Kinder zur Erholung auf Kostplätzen bei Gurtener Familien.
1947 wurde in Gurten durch Bischof Dr. Joseph Cal. Fließer die hl. Firmung gespendet. Von 1950 bis 1957 unterstützte den erkrankten Pfarrer Valentin Dietrich Kooperator Johann Dopler.